Jordanien – Zentrum Il Bustan

Ganzheitliche Betreuung von Flüchtlingen

Hintergrund

Viele Geflüchtete aus Palästina und Syrien haben in Jordanien Zuflucht gefunden. Viele von ihnen leben in dem 1948 errichteten Lager im Stadtteil Jabal al Hussein in Amman. Die Elternteile, die oft alleinerziehend sind, können sich die Schulgebühren für Privatschulen oft nicht leisten, und die Kinder sind durch den Krieg und die Vertreibung so weit zurückgeblieben, dass sie nicht in eine öffentliche Schule eintreten können, es sei denn, sie beginnen in der ersten Klasse. Aus diesem Grund betteln einige Kinder oder gehen kleinen, nicht immer legalen Jobs nach. Die Mädchen werden oft sehr jung verheiratet. Viele leiden unter Traumata, erhalten aber keine Unterstützung für ihre psychische Gesundheit.

Schicksale verändern

Die Vision des Zentrums Il Bustan (= der Garten) ist es, den Flüchtlingen in der Nachbarschaft eine ganzheitliche Betreuung auf drei verschiedenen Achsen anzubieten:

1. Sozialisation

Durch das Angebot von Spiel- und Freizeitaktivitäten möchten wir eine Zeit der Entspannung und des Lernens bieten, in der jede/r seine Gaben entwickeln, sich anderen gegenüber öffnen und neue Fähigkeiten erwerben kann. Die Aktivitäten, die den verschiedenen Zielgruppen angeboten werden, können Kunst, Sport oder technische Workshops sein.

2. Therapie

Der Krieg hinterlässt Spuren und die Traumata sind tiefgreifend. Das posttraumatische Stresssyndrom ist sehr häufig vorhanden und es ist schwierig, sich ohne Hilfe davon zu erholen. Wir möchten eine therapeutische Betreuung in Form von Gesprächsgruppen für Erwachsene anbieten. Bei den Kindern wird ein Programm genutzt, das im Libanon speziell für Flüchtlingskinder entwickelt worden ist. Es hilft den Kindern und Jugendlichen, ihr Selbstvertrauen und ihre emotionale Stabilität wiederzuerlangen. Es hilft ihnen auch, ihre Ängste abzubauen und gibt ihnen Werkzeuge in die Hand, die Zukunft besser zu bewältigen. Das Programm besteht aus zehn Sitzungen, in denen verschiedene Themen wie der Wert eines Menschen, seine Identität, seine Emotionen usw. behandelt werden. Jede Sitzung dauert etwa anderthalb Stunden und beinhaltet ein Lied, das sich das Kind einprägt, sowie die Anfertigung einer Bastelarbeit, die es mit nach Hause nimmt, um seiner Familie zu zeigen, was es in der Woche gelernt hat.

3. Ausbildung

Die schulentlassenen Pre-Teens sind geschwächt, betteln auf der Strasse oder gehen Gelegenheitsjobs nach. Das Zentrum bietet ein Grundschulprogramm mit Arabisch-, Mathematik- und Englischunterricht an.

Flüchtlingsmädchen sind besonders gefährdet, wenn sie keine Arbeit haben, da sie sehr jung verheiratet werden können, um ihren Eltern nicht mehr zur Last zu fallen. Wir bieten diesen Mädchen eine einjährige bezahlte duale Ausbildung nach Schweizer Vorbild (Arbeit am Vormittag und Unterricht am Nachmittag) mit anschliessender Zertifizierung an, die es ihnen ermöglicht, einen Beruf zu erlernen und andere Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen und Englisch zu erwerben.

Jürg Schmid

Co-Geschäftsleiter, Programmkoordination

«Durch eigene Erfahrungen in Projekten vor Ort weiss ich, wie wichtig die Menschen im Hintergrund sind. PartnerAid leistet dabei einen wertvollen Beitrag. »